M: In den vergangenen 50 Jahren hat sich das Telefonieren in China enorm gewandelt. Für viele Chinesen kommt dabei der Sprung ins 3G Zeitalter quasi übernacht. Die 59jährige Lu Suiying wohnt mit ihrer Familie auf einem einhundert Jahre alten viereckigen Wohnhof im Xicheng-Bezirk. Sie erinnert sich noch genau daran, wie sie vor 40 Jahren in der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang arbeitete. Damals konnte sie ihren Eltern in Beijing nur Briefe schreiben.
"Damals war es immer besonders aufregend, wenn ein Briefträger kam. Das Dorf, in dem ich wohnte, war weit entfernt von der nächsten Stadt. Deshalb kamen die Briefträger auch nur einmal pro Woche."
F: Nur bei sehr dringenden Angelegenheiten nutzte Lu Suiying ein Kurbeltelefon, um ihre Eltern anzurufen. Doch damals waren die Telefonverbindungen sehr schlecht und es kam oft vor, dass sie ihre Familie nicht erreichen konnte.
M: Anfang der 1980er Jahre kehrte Lu Suiying nach Beijing zurück, um zu heiraten. Da ihr Mann Liu Xizhang aber in einer anderen Stadt wohnte, telefonierten die beiden ab und zu. Ein Festnetzanschluss war für Beijinger Familien ein Luxus. Telefonieren konnte man oft nur vom Nachbarschaftskomitee aus. Doch das kostete eine Extragebühr, die nicht sehr billig gewesen sei, sagt Liu Xizhang.
"Damals musste ich mir vor einem Telefonat alle wichtige Punkte aufschreiben, die ich sagen wollte. Ich konnte nicht einfach plaudern wie heute. Für ein einminütiges Telefonat bezahlte ich 1,2 Yuan RMB und ich verdiente monatlich nur etwa 30 Yuan RMB. So ein Telefonat war für mich sehr teuer und ich telefonierte nur selten."
F: Mitte der 90er Jahre boomte das Telefongeschäft und es wurden mehr und mehr Festnetzanschlüsse installiert. So wurde das Telefonieren auch immer günstiger und mehr Menschen konnten sich einen Festnetzanschluss leisten. Zur gleichen Zeit sah man auf der Straße auch die ersten Mobiltelefone. Ich persönlich kann mich noch ganz gut daran erinnern, als ich zum ersten Mal ein schwarzes Funktelefon der ersten Generation gesehen habe. Das war für mich völlig neu.
M: Lü Xiqian, wann hast du, deine erstes Handy gehabt?
F: Anfang 2001 glaube ich. Damals war ich noch an der Uni. Zu dieser Zeit kauften sich immer mehr Menschen ein Mobiltelefon. Die Zahl der Handynutzer explodierte förmlich. Außerdem begannen immer mehr Jugendliche in China im Internet zu surfen. Lu Suiyings Tochter sagt, das Internet habe ihr eine faszinierende neue Welt eröffnet, als sie 2000 zusammen mit ihren Freunden anfing zu surfen.
"Am Anfang schrieben wir E-Mails an Freunde und hofften dann auf eine schnelle Antwort. Wir warteten immer gespannt auf neue E-Mails und lasen Kommentare und Blogs auf den verschiedenen Webseiten. Alles war ganz neu und hat mich sehr fasziniert."
M: Internet und Mobiltelefone sind heute unmittelbar mit dem Leben und der Arbeit vieler Chinesen verbunden. Jüngsten Statistiken zufolge hat die Zahl der Internetnutzer in China in der ersten Jahreshälfte 300 Millionen übertroffen. Nirgendwo sonst in der Welt gehen mehr Menschen Online als in China. Gleichzeitig lag die Zahl der Handynutzer in China bei 695 Millionen. Das heißt, jeder zweite Chinese hat ein Mobiltelefon.
F: Lu Suiyings Tochter brachte ihren Eltern vor ein paar Jahren das Internetsurfen bei. Lu Suiying liest jetzt oft Nachrichten im Internet und schreibt E-Mails an Freunde. Dagegen nutzt Liu Xizhang das Internet, um verschiedenste Dinge Online zu kaufen und Aktien zu handeln.
M: Das Spektrum des Internets in China reicht von Unterhaltung, Nachrichten bis hin zu E-Commerce und Dienstleistungen. Auch in der Landwirtschaft, Öffentlichen Sicherheit, Fernstudium oder der medizinischen Betreuung lässt sich das Internet aus dem Leben der Chinesen nicht mehr wegdenken.
F: Dieser Werbespot für das 3G Netzwerk ist ein Zeichen für den Beginn einer neuen Mobiltelefonära in China. Anfang 2009 haben die drei chinesischen Telekommunikationsfirmen China Mobil, China Telecom und China Unicom ihre Zulassung für den Betrieb eines 3G Netzwerkes erhalten. Diese neue 3G Technologie ermöglicht es, spielend einfach Musik herunter zu laden, per Video-Chat zu kommunizieren und im Internet zu surfen. China hat indes eine eigene 3G-Mobilfunktechnologie TD-SCDMA entwickelt. Diese Technologie bilde auch die Grundlage für die nächste Generation des 4G-Standards und man arbeite bereits eng mit dem Ausland in diesem Bereich zusammen, sagt Li Yizhong, Minister für Industrie und Information Chinas.
"Wir haben die TD-SCDMA Technologie selbst entwickelt. Bei der weiteren Entwicklung von 4G wollen wir die eigenen Erkenntnisse mit den Technologien und Standards der Welt verbinden."
Moderatoren: Lü Xiqian, Michael Koliska