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"In China habe ich mich nie einsam gefühlt" - Antonio Jarcia, der erste portugiesische Botschafter in China steht Rede und Antwort
  2009-09-10 17:26:32  cri
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Vor drei Jahrzehnten nahm die VR China offiziell diplomatische Beziehungen mit Portugal auf. Damals kam Antonio Jarcia nach Beijing, um sein Amt als erster portugiesischer Botschafter in China anzutreten. Der jetzt 89jährige erinnert sich nun an seine Jahre in China. Für den portugiesischen Diplomaten sei die Zeit in China ein einzigartiger Lebensabschnitt gewesen. Denn er habe sich, so Jarcia, in China nie einsam gefühlt.

Bevor Antonio Jarcia sein Amt als portugiesischer Botschafter im Reich der Mitte antrat, war er zuvor noch nie in China gewesen. Als er vor 30 Jahren nach Beijing kam, befand sich das ganze Land noch in den Kinderschuhen der Reform und Öffnungspolitik. Damals konnte man in der Stadt noch nicht sehr viele Ausländer antreffen.

Von Anbeginn stand für Antonio Jarcia eine Frage im Mittelpunkt. Es lag ihm sehr am Herzen, die Gegensätze und Gemeinsamkeiten, die zwischen China und Portugal bestehen, zu einem gegenseitigen Vorteil beider Länder zu entwickeln. Insbesondere die unterschiedlichen Kulturen und das Gefühl der Fremdheit erschienen für Jarcia als eine besondere Herausforderung. So fühlte er sich bisweilen etwas hin und her gerissen. Denn einerseits spürte er den großen Druck seiner Benennung zum Botschafter. Andererseits zog ihn aber die Jahrtausendealte chinesische Kultur magisch an.

"China und Portugal liegen geographisch weit auseinander. China hat eine Jahrtausendalte Geschichte. Seit Beginn der Reform und Öffnung hat sich sowohl in der Politik als auch im Alltag der Chinesen viel verändert. Deshalb empfinde ich meine Amtszeit als erster portugisischer Botschafter in China als die Interessanteste meiner diplomatischen Karriere."

Vor 30 Jahren war China bei weitem nicht so offen, wie das Land heute ist. Damals stand die Reform und Öffnungspolitik unter der Leitung von Deng Xiaoping gerade erst am Anfang. Der Großteil der Chinesen, die die zehn Jahre währende Kulturrevolution miterlebt hatten, hatte nur wenige Erfahrungen im Umgang mit Menschen aus dem westlichen Ausland. Zudem war China insgesamt im Kontakt mit anderen Staaten nicht sehr geübt. All dies stellte Antonio Jarcia, den ersten portugisischen Botschafter in China, gleich vor eine doppelte Herausforderung. Denn zum einen musste er sich an die lokalen Gegebenheiten gewöhnen, und zum anderen musste er Neuland im Ausbau der diplomatischen Beziehungen mit China beschreiten.

"Auf den ersten Blick waren wir tatsächlich mit vielen Problemen konfrontiert. Allerdings waren wir uns dessen bewusst. Uns war klar, daß wir uns an das Leben in China gewöhnen müssen. Die Chinesen sind zwar in vielerlei Hinsicht anders als die Portugiesen, doch der direkte Kontakt mit ihnen war sehr einfach. Auch die sprachlichen Barrieren haben unserem Austausch mit den Chinesen keinen Abbruch getan. Die Treffen mit den Chinesen hatten mich tief beeindruckt und bleiben mir bis heute tief in Erinnerung."

Antonio Jarcia musste die portugiesische Botschaft aus dem Nichts aufbauen, als er in Beijing ankam. Das erste Jahr musste er im Beijing Hotel wohnen, bevor das portugiesische Botschaftsgebäude fertig war. Damals lebten viele Ausländer in demselben Hotel im Beijinger Stadtzentrum. Der enge Kontakt mit anderen Ausländern aus den verschiedensten Ländern war für Antonio Jarcia eine einzigartige Quelle des Wissens über China. Jarcia sagt, er habe sich nie wirklich einsam gefühlt, obwohl er in einem fremden Land lebte und arbeitete.

"Ich habe mich in China nie einsam gefühlt, obwohl ich kein Chinesisch sprechen kann. Meine chinesischen Freunde waren immer sehr nett, sie versuchten mit allen möglichen Mitteln mit mir zu konmunizieren und ihre Meinungen mit mir auszutauschen. Das hat mich sehr beeindruckt. Durch diese Kontakte konnte ich einen Einblick in das wahre China bekommen."

Als erster portugiesischer Botschafter in China hat Antonio Jarcia die Grundlage für die chinesisch-portugiesische Freundschaft gelegt. Mit Blick auf das Verhältnis beider Länder in den vergangenen drei Jahrzehnten sagt Antonio Jarcia, die bilateralen Beziehungen hätten sich positiv entwickelt. Gleichzeitig gäbe es nichts, das zu Spannungen zwischen beiden Staaten führen könnte.

"Die chinesisch-portugisischen Beziehungen haben sich in den vergangenen 30 Jahren sehr gut entwickelt. Als erster portugiesischer Botschafter in China war ich bei den ersten bilateralen Kontakten zwischen beiden Regierungen als Augenzeuge vor Ort. Damals hatte man sich zunächst abgetastet und versuchte sich gegenseitig auszuloten. Heute ist diese Erkundungsphase längst vorbei. Beide Länder können sich nun über eine gesunde Entwicklung der bilateralen Beziehungen freuen. Ich bin davon überzeugt, daß es keine Anhaltspunkte für Spannungen in den bilateralen Beziehungen gibt."

Dieses Jahr feiern China und Portugal das 30jährige Jubiläum der gemeinsamen diplomatischen Beziehungen. Gleichzeitig wird der 10. Jahrestag der Rückkehr Macaos zur Volksrepublik China gefeiert. Die reibungslose Lösung der Macao-Frage sei beispielhaft für die Lösung ähnlicher historischer Probleme gewesen, sagt Antonio Jarcia.

"Ich habe mir nie Sorgen über die Lösung der Macao-Frage gemacht. Denn die Lösung der Macao-Frage war schon ins Abkommen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen China und Portugal verankert worden. Meine Arbeit wurde also nie dadurch beeinträchtigt. Macao ist seit alters her chinesisches Territorium und befand sich nur unter portugiesischer Kontrolle."

Als Botschafter hat Antonio Jarcia Macao mehrere Male besucht. Die Region hat ihm sehr gefallen. Macao gilt seit Jahrhunderten als Treffpunkt der chinesischen und portugisischen Kultur. Indes bedauert Antonio Jarcia sehr, dass Macao aufgrund der Nähe zu Hongkong allmählich sein ganz persönliches Flair verliere. Dennoch sei er erfreut, dass Macao weiter eine Plattform der chinesisch-portugiesischen Beziehungen darstelle.

Nach Ablauf seiner Amtszeit als Botschafter ist Antonio Jarcia nicht wieder in China gewesen. Trotzdem kümmert er sich weiter um die Entwicklung Chinas und zeigt sich erfreut über die Veränderungen im Reich der Mitte.

"Meine Freunde, die aus China zurückkamen, sagten mir, dass ich Beijing nicht mehr wieder erkennen würde, wenn ich wieder in die Stadt käme. Denn die Veränderungen seien einfach zu groß. Beijing sei immer internationaler geworden."

Der 89-jährige Antonio Jarcia lebt heute in Lissabon und wann immer er kann, plaudert er gerne über seine Erlebnisse in China.

"Bei vielen Gelegenheiten, insbesondere bei Gesprächen und Konferenzen über China, teile ich ganz offen meine Eindrücke über das Reich der Mitte mit. Ich bin zwar alt und kann keinen direkten Beitrag zur Förderung der bilateralen Beziehungen leisten, dafür kann ich aber mit meinen positiven Eindrücken Menschen in meinem Umfeld beeinflussen."

Verfasst von: Lu Yang
Gesprochen von: Qiu Jing
Übersetzt von: Xiao Lan

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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