Die Provinz Yunnan ist ein uraltes Teeanbaugebiet. Die hier gezüchteten Großblatt-Teepflanzen werden seit jeher zu verschiedenartigen Teesorten wie schwarzem Tee, grünem Tee und Puer-Tee verarbeitet. Dank der Berühmtheit des letzteren hat sich seit einiger Zeit die gleichnamige Stadt zu einem modernen industrialisierten Anbaugebiet entwickelt. Mehr dazu in unserem folgenden Beitrag.
Die Stadt Puer liegt im Südwesten der Provinz Yunnan und war eine wichtige Station der antiken "Tee-Pferde-Route", einer ehemaligen Handelsroute von Yunnan in das heutige Autonome Gebiet Tibet, die an die Seidenstraße anschloss. In der Antike galt die Stadt zudem als ein Terminal für alle Teeprodukte aus verschiedensten Anbaugebieten, die anschließend in die Kaiserstadt oder zum Export ins Ausland transportiert wurden. Dabei ist Puer nicht nur eine Drehscheibe des Teetransports, sondern vielmehr ein Anbaugebiet für einen mit einem Teepilz angereicherten grünen Tee: den weltbekannten Puer-Tee.
Foto: Lü Xiqian
Bislang gab es in der Stadt Teegärten mit einer Gesamtfläche von 220.000 Hektar. Die Tee-Stadt zählt derzeit 2,58 Millionen Einwohner. Die Hälfte davon beschäftigt sich mit der Tee-Branche. Im vergangenen Jahr hat die Stadtregierung ein Konzept für wissenschaftlichen Puer aufgestellt mit dem Ziel, Wissenschaft und Technik in die bislang traditionell bäuerliche Anbauweise einzuführen. Dazu sagt Liu Biao, stellvertretender Direktor des Verwaltungskomitees für die Teebranche der Stadt Puer:
"Das Konzept für den wissenschaftlichen Puer-Tee haben wir im vergangenen Jahr aufgestellt. In der Tat haben wir bereits im Jahr 2005 begonnen zu überlegen, Wissenschaft und Technik in den Anbau wie auch in die Verarbeitung und Lagerung des Puer-Tees einzuführen. Auch den Gehalt und die medizinische Wirkung des Tees erforscht man seitdem eingehend."
Was die gesundheitsfördernde Wirkung angeht, so soll der Puer-Tee Wissenschaftlern zufolge unser Immunsystem stärken, Fettpölsterchen abbauen, Magen und Darm beruhigen und sogar das Risiko senken, an Herzkreislauf-Beschwerden oder Krebs zu erkranken. Ziel des wissenschaftlichen Projekts sei es, zum einen anhand von Forschungen und Analysen die Heilwirkungen des Puer-Tees unter Beweis zu stellen, zum anderen die Anbau- und Verarbeitungstechnik des in Yunnan angebauten grünen Tees zu standardisieren. Entsprechende Studien führt das Forschungsinstitut für den Puer-Tee in der gleichnamigen Stadt durch. Frau Yang Lixia ist Direktorin des Forschungsinstituts:
"Wir haben Forscher aus verschiedenen Fachbereichen organisiert. Schließlich handelt es sich um eine umfassende Studie, die nicht nur die Inhaltstoffe des Tees, sondern darüber hinaus den Gärungsprozess, das standardisierte Management und die Mikrobiologie unter die Lupe nimmt. Außerdem sorgen wir dafür, eine Vielzahl von Experimenten und Analysen durchzuführen mit dem Ziel, neue Produkte zu entwickeln."
Foto: Lü Xiqian
Dafür ist eine verstärkte Zusammenarbeit mit entsprechenden Forschungsinstitutionen unentbehrlich. So pflegen die Forscher aus der Stadt Puer seit Jahren eine enge Kooperation mit dem Institut für Ernährungswissenschaften bei der Universität Jilin und der Technischen Universität Changchun. Ihre gemeinsamen Untersuchungen ergaben, dass sich der Puer-Tee vor allem für Typ-2-Diabetiker eignet, die ihren Stoffwechsel optimieren und ihren Blutzuckerspiegel positiv beeinflussen wollen. Die Forschungsergebnisse wurden bereits im April dieses Jahres vom Amt für Wissenschaft und Technik der Provinz Yunnan begutachtet. Ein klarer Beleg für das, was Wissenschaftler längst vermutet haben.
Überdies weisen die Untersuchungen darauf hin, dass die Inhaltsstoffe und Wirkung des Puer-Tees durch das Ernten der Blätter in verschiedenen Wachstumsstadien beeinflusst werden und auch vom Anbau, der Pflanze und der Bearbeitung abhängig sind. Die Stadt Puer ist sich vollauf bewusst, dass die Tee-Plantagen vom Anbau bis hin zum Vertrieb industrialisiert werden sollten. In Zusammenarbeit mit dem Tianjiner Pharmazie-Unternehmen Tasli-Group wurde im vergangenen Jahr das Biotee-Unternehmen Yunnan Tasli gegründet, das sich vor allem auf die Produktion von Instant-Puertee spezialisiert hat. Nun bahnen sich die Produkte des Unternehmens langsam aber sicher ihren Weg in die Supermarkt-Regale.
Allgemein herrscht die Auffassung, dass das Projekt für den wissenschaftlichen Puer-Tee einen Boom der Tee-Branche in der Provinz Yunnan ausgelöst hat. Nun sind viele Unternehmen dabei, neue Anbau- und Verarbeitungstechnologien einzuführen, sei es für die moderne Produktionslinie von der Rohbearbeitung der Teeblätter bis hin zur Verpackung der Endprodukte, sei es hinsichtlich der Desinfektion in den Produktionshallen.
Foto: Lü Xiqian
In der Stadt Puer wollten sich zahlreiche Unternehmen seit Jahren nicht mehr mit den traditionellen Verarbeitungs- und Verpackungsmethoden begnügen und haben inzwischen bereits zahlreiche neue Produkte entwickelt. Ein Beispiel hierfür ist die Firma Yongnian. Laut Generaldirektorin Zhao Huaqiong sei es dem Unternehmen gelungen, Puer-Teeblätter zu einem fest gepressten, besonders ergiebigen Teewürfel zu verarbeiten und in aus japanischem Mais hergestellten Beutelchen einzupacken:
"Auf der Basis des früheren Tee-Beutels haben wir ein neues Produkt entwickelt, das praktischer und hygienischer als vorher ist. Auf dem Markt gibt es heutzutage viele Sorten von Beutel-Tee. Allerdings sind wir der einzige Hersteller, der fest gepresste Teewürfel produziert. Es ist weltweit eine etablierte Erkenntnis, dass der Puer-Tee statt in loser Verpackung ausnahmslos in großer fest gepresster Form verkauft wird. Wir haben versucht, den fest gepressten Teewürfel zu zerkleinern und einzeln in biologische Beutel einzupacken. Darin sehen wir überdies eine Mischung der chinesischern und westlichen Kultur."
Erfolgreich ist die Firma Yongnian nicht nur bei der Verpackung, sondern darüber hinaus in der Entwicklung von mehreren verschiedenen Geschmacksrichtungen ihrer Teeprodukte, darunter Original-Geschmack, gereifter edler Geschmack, Pfefferminz und Limonade.
Laut Liu Biao, Vizedirektor des Verwaltungsbüros der Stadtregierung für die Teeplantagen, befindet sich die Tee-Branche der Stadt Puer derzeit in einer Übergangsperiode. Nachdem die Kampagne des wissenschaftlichen Puer-Tees abgeschlossen worden ist, sollten relevante Unternehmen in eine neue Entwicklungsphase eintreten:
"Die nächste Entwicklungsphase bezieht sich dann vielmehr auf die Gesundheit und den Schutz der ökologischen Umwelt. Das heißt, auch bei der Entwicklung der Teebranche soll man sich mehr und mehr am Menschen orientieren. Ziel ist es, ein neues Kapitel des so genannten auf den Menschen abgestimmten Puer-Tees aufzuschlagen."
Bearbeitet von: Xu Wei
Gesprochen von: Lü Xiqian