Die Bundesrepublik Deutschland will sich auf der Shanghaier Expo 2010 als eine vielseitige, ideenreiche und innovative Nation präsentieren. Aber auch als ein Land, das gleichzeitig großen Wert auf seine Wurzeln und Traditionen legt. Auf diesen Ideen basiert auch die deutsche Vision einer Stadt von morgen, die sich durch Vielfalt und Gleichgewicht - aber nicht Gleichheit auszeichnet. Erst durch das Zusammenspiel von Vielfalt und Gegensatz entstehen die besondere Lebensqualität und Lebensenergie der deutschen Städte. Darum gilt es Vielfalt zu bewahren – ohne dabei auf Innovation und Technik zu verzichten. Der deutsche Beitrag zur Expo 2010 lautet daher: Balancity. Es ist ein Kunstwort aus "balance" und "city". Der deutsche Generalkonsul in Shanghai, Albrecht von der Heyden, versteht unter "Balancity" eine ganze Mischung von Dingen.
"Balancity wird eine Stadt im Gleichgewicht vorstellen - die Balance zwischen Erneuern und Bewahren, zwischen Innovation und Tradition, zwischen Urbanität und Natur, zwischen Gemeinschaft und Individuum, zwischen Arbeit und Freizeit und nicht zuletzt zwischen Globalisierung und nationaler Identität."
Ansicht Expo Plaza
Der Generalkommissar der deutschen Beteiligung an der Expo 2010 Shanghai, Dietmar Schmitz, meint, die Idee von "Balancity" treffe bezüglich des Mottos der Shanghaier Expo "Better City, Better Life" voll ins Schwarze.
"'Better City, Better Life' stellt die urbanen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in den Mittelpunkt der Expo 2010 - ein Thema, das aus meiner Sicht sehr gut gewählt ist. In den Städten bündeln sich gesellschaftliche Risiken und Potenziale wie in einem Brennglas. Einerseits steht die Stadt für wirtschaftliche Dynamik, technische, ökologische, soziale und kulturelle Innovationen und Chancen. Andererseits konzentrieren sich in den Städten soziales Ungleichgewicht, ökologische und infrastrukturelle Probleme. Die Zukunft unserer Gesellschaft ist deshalb eng mit der Entwicklung unserer Städte verbunden."
Der deutsche Pavillon hat eine sehr ungewöhnliche geometrische Form. Es gibt keine senkrechten Säulen. Die Einzelteile des Pavillons wurden vormontiert und anschließend mit Maschinen- und Muskelkraft zu einer Struktur zusammengesetzt. Der Pavillon gliedert sich in zwei Bestandteile: Landschaft und Baukörper. Eine Terrassenlandschaft mit Veranstaltungsfläche erstreckt sich vom Erdgeschoss bis zum dritten Obergeschoss. Darüber scheinen vier Ausstellungskörper zu schweben. Sie bilden ein Dach, das die Besucher, die durch die Landschaft wandern, vor Sonne und Regen schützt. Zwischen den Ausstellungskörpern und der Landschaft entsteht ein räumliches Spiel von Innen und Außen, Licht und Schatten, Enge und Weite. Der deutsche Architekt Lennart Wiechell, der für die architektonische Idee des deutschen EXPO-Auftritts verantwortlich ist, verrät, wie er auf diese Idee gekommen sei.
"Die Idee kam mir, als ich zum ersten Mal in Shanghai zu Besuch war und ich die vielen Frauen mit Sonnenschirmen gesehen habe und gesehen habe, wie sich das Leben der Chinesen im Garten und im Schatten sitzend abspielt. Und da kam die Idee, dass man so ein Garten bauen muss, mit großen Sonnendächern. Das war der Anlass und daraus haben wir einen Pavillon für China, für Shanghai entwickelt."
Der deutsche Pavillon auf der Shanghaier Expo 2010 liegt südlich der Lupu-Brücke auf der Pudong-Seite von Shanghai. Dabei befindet sich der etwa 6.000 Quadratmeter große Pavillon in unmittelbare Nähe zu den Pavillons Frankreichs, Polens und der Schweiz.
Perspektive Landschaft
Alle Seiten des deutschen Pavillons haben unterschiedliche Funktionen. Die Südseite beherbergt die Service- und Technikräume und ist über eine gesonderte Zugangsstraße zu erreichen. Die Nordseite ist die Schokoladenseite des Pavillons, die dem Besucher präsentiert wird. Das Restaurant, der Eingang zur Ausstellung, der Souvenirladen und die Veranstaltungsbühne sind vom EXPO-Plaza im Nordosten zugängig.
Die Besucher des Deutschen Pavillons begeben sich auf eine Reise durch balancity, bei der sie erfahren, welchen Beitrag aus Wissenschaft, Technik, Forschung, Wirtschaft und Kultur Deutschland zum Thema "Better City, Better Life" bieten kann. Das Highlight des Besuches im deutschen Pavillon befindet sich am Ende des Rundganges. Dort können die Besucher im wahrsten Sinne des Wortes gemeinsam etwas bewegen. Mit ihren Stimmen können sie durch Rufen eine 1.000 Kilogramm schwere und mit 30.000 LEDs besetzte Kugel in Schwingungen versetzen. Eine Erfahrung, die man nicht alle Tage macht.
Geschrieben von: Zhu Liwen
Gesprochen von: Lu Ming