Geschmolzenes Gletschereis speist zusammen mit Regenwasser den Kanas-See, der in seiner Form her der Sichel eines Halbmondes ähnelt. Der See liegt 1.374 Meter über dem Meeresspiegel und ist an seiner tiefsten Stelle 180 Meter tief. Umgeben ist der Kanas-See von hoch aufragenden Bergen, üppigem Grasland und dichten Urwäldern.
Der Kanas-See (CRI-Online)
In den dichten Wäldern am Kanas-See gibt es auch zahlreiche abgestorbene Bäume, die, oft im Wasser treiben, vom manchmal sehr stark wehenden Wind am nördlichen Ende des Sees zusammengetrieben werden. Im Laufe der Zeit entstand so ein über 1.000 Meter langer Damm, einer der Höhepunkte der landschaftlichen Schönheiten am Kanas-See.
Szene in Kanas (CRI-Online)
Neben der schönen Landschaft zieht auch ein angeblich im Kanas-See lebendes Ungeheuer zahlreiche Touristen an, sozusagen das "Monster vom Kanas-See". Einer Sage zufolge soll dieses riesige Monster vor langer Zeit bisweilen ans Ufer gekommen sein und das Vieh der dort lebenden Hirten gefressen haben. Heute halten Touristen auf einem Bootsausflug zum Guanyu-Pavillon am westlichen Ufer des Sees bei Dämmerung Ausschau nach dem Ungeheuer, und manche meinen sogar, eine verschwommene bootsförmige Figur auszumachen, vielleicht ja das mysteriöse Ungeheuer?
In der Nähe des Kanas-Sees gibt es einige vereinzelte, verstreut liegende Dörfer, deren Bewohner "Tuwiner" genannt werden. Trotz der kleinen Bevölkerungszahl blickt dieser Volksstamm auf eine lange Geschichte zurück. Das Aussehen und der Körperbau sowie die Sitten und Gebräuche der Tuwiner sind denen der Mongolen sehr ähnlich. Es verwundert daher nicht, dass Angehörige der Tuwiner oft eine Ehe mit Mongolen eingehen. Viele Volkskundler in China bezeichnen sie aufgrund der vielen Ähnlichkeiten auch als Mongolen, allerdings verfügen die Tuwiner über keine eigene Schrift und auch über keine eigenen geschichtlichen Aufzeichnungen. So sind auch nicht viele Schriftstücke über diesen Volksstamm zu finden, die endgültige Zugehörigkeit der Tuwiner lässt sich daher noch nicht ohne weiteres zuordnen.
Die Tuwiner leben seit langem in den Bergwäldern rund um den Kanas-See und leben von der Jagd und der Viehzucht. Da sie sehr abgeschieden in großer Höhe leben, werden sie auch als "Stamm in den Wolken" bezeichnet. Da in der Vergangenheit Kontakte mit der Außenwelt sehr selten waren, konnten sich ihre alten Stammes- und Sippenvorstellungen sowie ihr Glauben relativ vollständig erhalten. In vielen kleinen Ortschaften haben die Tuwiner umfassende geschichtliche und kulturelle Relikte hinterlassen, darunter Schnitzereien und Felsmalereien auf Klippen sowie Opferaltare und Gräber. Die einzigartigen Hinterlassenschaften dieses speziellen Volksstammes versetzen noch heute Touristen aus aller Welt ins Staunen.
Tuwiner am Kanas-Sees (CCTV-Online)