Pu'er ist der Name einer Teesorte aus Yunnan in Südwestchina. Der Tee verdankt seinen Namen der Präfektur Pu'er. Dort selbst wird eigentlich kein Tee angebaut, es war aber früher das Zentrum des lokalen Teehandels. Pu'er-Tee zählt heutzutage zu den bekanntesten chinesischen Teesorten und hat wegen seiner gesundheitsfördernden Funktion mehr und mehr Liebhaber gewonnen. Unser Reporterteam hat vor kurzem Yunnan besucht und sich an Ort und Stelle über Pu'er-Tee informiert.
Die südwestchinesische Provinz Yunnan ist weltweit als Ursprungsort des Tees anerkannt. Xishuangbanna im Süden der Provinz Yunnan ist wiederum die Heimat des Pu'er-Tees und Ausgangspunkt der historischen Teestraße Chamagudao. Auf diesem Handelsweg und in der gesamten Region wurde früher auf dem Rücken von Pferden Tee, Salz und Getreide transportiert.
Li Shicheng, Vorsitzender der Tee-Studiengesellschaft der Nationalitäten Yunnans, erklärt, der Pu'er-Tee stamme von ganz speziellen großblättrigen Teesträuchern der Region und unterscheide sich deutlich von anderen Teesorten.
"Während Tee aus anderen Regionen von kleinblättrigen und mittelblättrigen Teesträuchern stammt, sind die Teesträucher des Pu'er-Tees, typisch für die Region, eher großblättrig. Die im Tee enthaltenen Substanzen sind extrem reichhaltig. Andere Teesorten kann man in der Regel nur dreimal aufgießen, nach dem dritten Aufguss wird kaum mehr ein richtiger Geschmack erreicht. Beim Pu'er-Tee ist das nicht der Fall. Selbst bei zwanzig Aufgüssen kann man immer noch den Teegeschmack genießen."
Das warme und feuchte subtropische bis tropische Wetter in Xishuangbanna ist zusammen mit einer jährlichen Durchschnittstemperatur von 21 Grad Celsius ideal für den Anbau von Pu'er-Tee. Das Klima in der Region und die perfekten Bodenbedingungen sind ideal, um so einen einzigartigen Tee anbauen zu können. Mehr als 1.800 Jahre alte und kultivierte Teesträucher in der Gegend liefern das Ausgangsmaterial für den außerordentlich hochwertigen Tee.
Die zahlreichen Inhaltsstoffe geben dem Tee sein spezielles Aroma. Etwa sechshundert solcher Inhaltsstoffe gibt es in frischen Teeblättern, die den Geschmack des Tees unterschiedlich beeinflussen können. Anders als bei grünem Tee, der unfermentiert ist, oder bei Schwarztee, der einem vollen Fermentationsprozeß ausgesetzt wird, durchläuft der Pu'er-Tee einen Nachfermentierungsprozeß. Die einzigartige Technik der natürlichen Nachfermentation spielt eine entscheidende Rolle in Bezug auf das Aroma und die Inhalte. Durch die ganz eigene Art der Fermentation entstehen neue chemische Substanzen, von denen einige sogar Blutfette lösen können. Dies bestätigt Chen Zhengrong, stellvertretender Generalsekretär der Studiengesellschaft für die Teekultur der nationalen Minderheiten in Yunnan:
"Eine besondere Eigenschaft des Pu'er-Tees ist seine fettabbauende Funktion. Angehörige der nationalen Minderheiten essen traditionell viel Fleisch. Die Tibeter zum Beispiel trinken gerne Pu'er-Tee, um Fett im Körper abzubauen."
Chen Zhengrong zufolge wirkt Pu'er-Tee zudem verdauungsfördernd. Der Tee ist mild im Geschmack, und trinkt man ihn über einen langen Zeitraum, so wirkt er magenschonend.
Darüber hinaus hat der Tee eine beruhigende Wirkung. Auch dadurch unterscheidet er sich von vielen anderen Teesorten, die eher eine stimulierende Wirkung haben. Pu'er Tee hilft daher sogar beim Einschlafen. Auch krebsvorbeugende Eigenschaften werden dem Pu'er-Tee nachgesagt. Da dieser Tee ein Getränk und kein Arzneimittel ist, gebe es auch keine Nebenwirkungen, hebt Chen Zhengrong hervor und rät, man könne ihn daher beruhigt genießen.
Pu'er-Tee ist das Resultat eines langen Reifevorgangs. In dieser Hinsicht gilt für den Tee wie für Wein: je älter, desto besser die Qualität. Der Grund: die typischen Geschmacksstoffe des Tees nehmen im Laufe der Lagerung immer mehr zu. Der aufgegossene Tee hat wie Rotwein eine dunkle, rötliche Farbe und einen kräftigen erdigen Geschmack. Echter Pu'er Tee ist die einzige Teesorte, deren Wert und Qualität mit den Jahren steigt. Und ähnlich wie ein guter Wein benötigt guter Pu'er-Tee einige Zeit, um sich optimal zu entwickeln.
Folgerichtig unterscheidet sich auch die Zubereitung von Pu'er-Tee ein wenig von der des grünen oder schwarzen Tees. Teemeisterin Wang Jie nennt folgende drei Regeln, die man beim Aufgießen unbedingt beachten sollte:
"Zu beachten ist erstens die Menge des Tees. Die Teekanne sollte zu einem Drittel mit Tee gefüllt werden. Ebenso wichtig ist die Wassertemperatur. Für das Aufgießen von Pu'er-Tee ist sprudelndes Wasser mit einer Temperatur von 100 Grad Celsius erforderlich. Und drittens ist die Zeit zu beachten, in der man den Tee ziehen lässt. Die ersten sieben Aufgüsse sollen dabei möglichst kurz dauern. Nach sieben Aufgüssen kann man den Tee zirka zehn Sekunden ziehen lassen."
Je nach Qualität kann ein guter Pu'er-Tee unterschiedlich oft aufgegossen werden. Besonders gepresster oder wildgewachsener Pu'er-Tee zeigt seinen wahren Charakter erst nach drei bis vier Aufgüssen.
Verfasst und gesprochen von: Xiao Lan