Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Alte Liebe rostet nicht - Klaus Schlappner und der chinesische Fußball
  2009-06-13 15:25:31  CRI
Seite Drucken    

Liebe Hörer, vor kurzem war die deutsche Fußballnationalmannschaft zu Gast in China. In einem Freundschaftsspiel in Shanghai trennten sich China und Deutschland unentschieden eins zu eins. Inklusive der Spieler und Funktionäre bestand die deutsche Delegation dieses Mal aus nicht weniger als 150 Personen. Zur deutschen Delegation gehörte auch Klaus Schlappner, ein alter Freund Chinas und Nationaltrainer der chinesischen Fußballer in den 1990er Jahren.

In China genießt Schlappner einen noch größeren Bekanntheitsgrad als der allmächtige "Kaiser" Franz Beckenbauer. Schlappner ist in China nicht nur populär, weil er einst Trainer der chinesischen Fußballnationalmannschaft war, sondern auch, weil er als erster ausländischer Trainer in China überhaupt maßgeblich zur erfolgreichen Entwicklung des chinesischen Fußballs beigetragen hat.

Im Jahr 1984 kam Schlappner als Trainer des Sportvereins Waldhof Mannheim erstmals nach China. In einem Freundschaftsspiel gegen die chinesische Nationalmannschaft erkannte er, dass der chinesische Fußball noch weit hinter dem europäischen Fußball zurück lag. Ein Jahr nach seinem ersten Aufenthalt in China lud Schlappner die beiden chinesischen Fußballtrainer Jin Zhiyang und Li Yingfa zu einem dreimonatigen Lehrgang zu sich nach Mannheim ein. Durch die Vermittlung von Schlappner kam wenig später auch das Engagement des Spielers Gu Guangming beim TuS Koblenz und beim SV Darmstadt 98 in der zweiten Bundesliga zustande. Gu Guangming war der erste chinesische Fußballprofi, der in einer ausländischen Liga spielte.

Schlappners Interesse an China war anfänglich nicht fußballerischer Natur. Dem 69-Jährigen hatte es vor allem der legendäre Premier Zhou Enlai angetan:

"China hat mich schon immer interessiert. Ich habe eine große Sympathie zu Zhou Enlai und Deng Xiaoping – und zwar schon vor meiner Tätigkeit hier in China. Schon als Jugendlicher haben mir die Aussagen von Zhou Enlai gut gefallen. Und deshalb war für mich auch gar kein Problem, als Bundeskanzler Kohl im Jahr 1984 zu mir sagte: 'Schlappner, gehen Sie mit Ihrer Mannschaft nach China!' Dann war für mich ganz klar, ja!"

Nach der missglückten Qualifikation zur Fußballweltmeisterschaft 1990 in Italien entschied sich der chinesische Fußballverband für die Verpflichtung eines erfahrenen ausländischen Trainers. Als Schlappner vom chinesischen Fußballverband kontaktiert wurde, war er als Trainer tätig. Nebenbei führte er sein eigenes Geschäft. Dem reizvollen Angebot aus China konnte er letztendlich aber nicht widerstehen:

"Der chinesische Fußballverband und die chinesische Sportbehörde haben bei mir angefragt. Meine Tätigkeit in Deutschland war ja aktiv. In der ersten und zweiten Bundesliga habe ich ständig Mannschaften trainiert und zusätzlich auch noch meine Firma geführt. So war das nicht einfach jetzt zu sagen: 'OK, ich gehe nach China'. Ich habe das dann mit meiner Familie besprochen. Am 15. Juni 1992 sind wir schließlich über Hongkong nach Shanghai gereist."

Im Juni 1992 unterzeichnete Schlappner einen Vertrag, der ihn zum ersten ausländischen Trainer der chinesischen Fußballnationalmannschaft machte. Der Anfang war alles andere als leicht. Schlappner sah sich nicht nur mit einer rückständigen Infrastruktur konfrontiert, sondern auch mit der unprofessionellen Einstellung seiner Spieler. Viele Nationalspieler rauchten des Öftern oder überzogen den Zapfenstreich – sehr zum Ärger des deutschen Disziplinfanatikers.

"Schlappi", wie der deutsche Fußballtrainer aufgrund seines markanten Schlapphutes liebevoll genannt wurde, war maßgeblich an der Einführung von professionellen Strukturen im chinesischen Fußball verantwortlich. Um mit seiner Mannschaft Erfolg zu haben, arbeitete er praktisch sieben Tage die Woche rund um die Uhr:

"Das stimmt, ich war der erste ausländische Trainer, der in der Professionalität hier für China gewirkt hat. Im Fußballverband Einfluss genommen für die Verwaltung, für die Struktur. Unsere Arbeit war umfassend, tagtäglich, bis sechs Tage, manchmal sechseinhalb Tage in der Woche. Motto: No stop, work, work ,work!"

Schlappner half nicht nur beim Aufbau einer Profi-Liga in China, sondern führte die chinesische Fußballnati auch auf die Erfolgsspur. Während seiner Amtszeit holte die Nationalmannschaft den dritten Platz am Asien Cup im Jahr 1992. Ein Jahr später gewann China gar den Tiger Cup. Für die Qualifikation zur Fußballweltmeisterschaft in den USA im Jahr 1994 reichte es aber einmal mehr nicht, was Schlappner zum Rücktritt bewog. Trotz der gescheiterten Qualifikation zur Fußball-WM in den USA zieht Schlappner ein positives Fazit seiner Tätigkeit in China:

"Wir haben vor allen Dingen die Tagesabläufe ganz verändert. Wir haben die Trainingsintensität gesteigert, wir haben die einzelnen Spieler ganz klar zu einem professionellen Lebenswandel angehalten. Wir hatten damals schon drei internationale Spiele im Ausland gemacht, und zwar gegen Kuwait, Saudi Arabien und Katar. Oder wir waren in Amerika, spielten gegen Mexiko. Oder wir spielten hier gegen Norwegen oder gegen Eindhoven. Das war für damals schon außergewöhnlich. Und wir haben das gut gemacht. Viele Spieler von damals kennt man heute noch. Sie sind auch heute noch im Fußball tätig, ob das jetzt Gao Hongbo ist oder Fu Bo oder Ou Chuliang oder Fan Zhiyi, Li Bing, Xu Tao oder Xu Hong. Alle diese Spieler kennt man noch heute. Und sie sind noch immer tätig, was mich zufrieden macht. Ich hoffe, dass diese Spieler auch das, was sie bei mir gelernt haben, diese Professionalität, diese Intensität, diesen Ehrgeiz, in den chinesischen Fußball einbringen."

Der Besuch des Freundschaftsländerspiels zwischen China und Deutschland in Shanghai dürfte nicht Schlappners letzter Besuch in China gewesen sein. Zwar ist Schlappner schon lange nicht mehr chinesischer Nationaltrainer, trotzdem ist er nach wie vor eng mit dem chinesischen Fußball verbunden.

Übersetzt von : Kong Jie

Gesprochen von : Xu Wei

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China