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Chinesisches Schach in Deutschland immer beliebter
  2009-06-13 15:30:13  CRI
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Das dritte China-Schach-Turnier im Rahmen der diesjährigen deutschen Meisterschaft wurde vor kurzem in der Hafenstadt Hamburg ausgetragen. In China hat man mit großem Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass es in Deutschland eine eigene Liga für chinesisches Schach gibt. Die Einführung dieser Schach-Liga hat ganz maßgeblich zur wachsenden Beliebtheit dieser traditionellen chinesischen Sportart in Deutschland beigetragen.

Am dritten von insgesamt vier Turnieren haben 18 Schachspieler unterschiedlicher Altersgruppen und Berufsgattungen teilgenommen. Professoren maßen sich mit Studenten, Ärzte mit Informatikern, oder Rechtsanwälte mit Polizisten. Der älteste Spieler war knapp 60 Jahre alt, der jüngste erst zehn. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) und das Hamburger Abendblatt berichteten ausführlich über das Schachturnier.

Markus Brenner gehört zu den Gründern der deutschen Liga für chinesisches Schach. Der praktizierende Psychiater informiert uns über die Entstehung dieser Liga:

"Also, wir haben gesagt, dieses Spiel ist so spannend und so Klasse, das muss in Deutschland populär gemacht werden. Und aus diesem Grund haben wir die Bundesliga gegründet, auch weil wir gegeneinander kämpfen wollten. Wir wollten regelmäßige Turniere haben und immer öfter miteinander spielen und das war auch dann so ein Modus, dass es Einzelmeisterschaften gab und auch Mannschaftsmeisterschaften. Das heißt, Mannschaften sind dann auch gegeneinander angetreten. Natürlich ergeben sich auch Beziehungen unter den Spielern. Wir kennen uns fast alle. Wir sind ein sehr fester Stamm von Spielern. Wir haben sogar einmal eine eigene Zeitung herausgegeben. Es gibt auch eine Internethomepage mit sehr vielen Varianten: Da gibt es ein Quiz mit Aufgaben und es gibt ein Spielleiter, der dann Preise an die Gewinner mit den besten Vorschlägen verteilt. Wir haben Kontakte, eben internationale Kontakte zu anderen europäischen Spielern, fahren zu den Europameisterschaften und zur Weltmeisterschaft."

Die Bundesliga im chinesischen Schach wurde im Jahr 1992 gegründet. Jedes Jahr finden insgesamt vier Turniere statt. Zu den gegenwärtigen Austragungsorten gehören Hannover, Nürnberg, Hamburg und Braunschweig. Die besten sechs Spieler dieser vier Turniere machen den deutschen Meistertitel im chinesischen Schach an einem Finalturnier unter sich aus. Der diesjährige Final wird im Juli in Berlin ausgetragen. Die beiden besten Herren sowie die beste Dame dieses Finalturniers werden Deutschland im August an der Weltmeisterschaft im chinesischen Schach in China vertreten.

 

Am Anfang nahmen lediglich 15 Spieler an der Bundesliga im chinesischen Schach teil. Alle Teilnehmer kamen entweder aus Berlin oder Hannover. 17 Jahre nach Gründung der Bundesliga gibt es schon China-Schach-Vereine in Berlin, Mannheim und Heidelberg. Michael Nägler spielt schon seit über 20 Jahren chinesisches Schach. Er zeigt sich hocherfreut über die Entwicklung des chinesischen Schachs in Deutschland:

"Also wir haben letztes Jahr ja unser Rekordturnier erreicht mit 33 Teilnehmern. Ein so stark besetztes Turnier hatten wir noch nie. Im Moment sind wir so etwas auf dem aufsteigenden Ast. In München hat sich gerade eine neue Gruppe gegründet. Wir werden sehr wahrscheinlich um das nächste chinesische Neujahrsfest herum, also Anfang Februar 2010, die Europameisterschaft in München ausrichten. Es gibt auch schon Sponsoren hierfür. Als wir anfingen, die deutsche Meisterschaft zu spielen – da qualifizieren sich ja immer sechs Spieler – da hatten wir als Statut am Anfang, von den sechs dürfen nicht mehr als drei Asiaten sein, damit die Langnasen überhaupt eine Chance haben. Wenige Jahre später konnten wir diese Regelung schon aufgeben. Das war nicht mehr nötig, wir hatten genug starke europäische Spieler, so dass da kein besonderer Schutzmechanismus mehr erforderlich war. Das hat sich ja über die Jahre, seitdem es die Weltmeisterschaften gibt, ausbezahlt. Bei der Nichtasiatenwertungen ist Deutschland bei allen Meisterschaften immer das stärkste Team gewesen."

René Gralla ist seit acht Jahren ein leidenschaftlicher China-Schachspieler. An der 9. Weltmeisterschaft im chinesischen Schach in Paris im Jahr 2005 war er noch der einzige Spieler aus dem Westen. Den Journalisten fasziniert vor allem die kulturelle Komponente am chinesischen Schach:

"Am meisten interessiert mich daran, dass es ein Weg ist, spielerisch die chinesische Kultur und Geschichte kennen zu lernen. Weil ja das chinesische Schach, wie man sagt, den alten Konflikt zwischen Han und Chu vor 2.200 Jahren darstellt und nachstellt, also den klassischen Kampf zwischen Liu Bang und Xiang Yu, ist für mich jede Partie wie ein weg zurück, wie eine Zeitreise in die chinesische Geschichte. Das begeistert mich am meisten daran. Das chinesische Schach ist perfekt, jeder kann auf seinem Niveau spielen und Spaß haben und alle können es spielen. Das ist das Fantastische am chinesischen Schach, dass es so flexibel ist – für alle Gruppen. Und wenn die chinesische Seite sogar erkennt, welches Potential das chinesische Schach hat, weil man nämlich mit dem chinesischen Schach Freunde gewinnen kann zwischen Deutschen und Chinesen, dann denke ich, hat das chinesische Schach eine große Zukunft."

Jörn Tessen hat am diesjährigen Turnier in Berlin teilgenommen. Der junge Rechtsanwalt trainiert jede Woche im Berliner Verein für chinesisches Schach. Seiner Meinung nach aber ist das beste Training das Kräftemessen mit Spielern aus ganz Deutschland:

"Ich hab zwar sehr viele Bücher, man kann im Internet spielen, es gibt auch ein paar Leute mit denen ich in Berlin bei mir zu Hause spielen kann, aber richtig trainieren kann man am besten wenn man mit stärkeren Spielern direkt spielt. Im letzten Jahr, als ich bei der Mainzwurz-Olympiade war, hat man gesehen, dass man einen sehr großen Fortschritt machen kann, wenn man mit stärkeren Spielern zusammen ist, weil man sehr schnell viele neue Sachen lernen kann."

Besondere Aufmerksamkeit erregte am Turnier in Berlin die Familie Gitter aus Jena. Vater Alfred ist Professor an der Universität Jena. Sowohl seine Frau als auch seine beiden Söhne sind angefressene China-Schachspieler. Richard, der jüngste Sprössling der Familie Gitter, spielt schon seit drei Jahren chinesisches Schach. Der Zehnjährige träumt schon jetzt von einer Profikarriere:

"Ich hab´s schon ziemlich oft gemacht, also ich hab´s in verschiedenen Städten, zum Beispiel Giessen oder Berlin oder so was. Ich würde in Zukunft gern als Profi weiterspielen."

Übersetzt von : Kong Jie

Gesprochen von : Chen Yan

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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