Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Eine Geisterschule und Pandas - 25. April 2009
  2009-04-26 16:55:20  cri
Seite Drucken    
Mit dem Bus geht es in nordwestliche Richtung in die Berge von Sichuan. Auf dem Weg nach Bailu, einem kleinen Städtchen umgeben von Grünbewachsenen, kommt man an hunderten Baracken vorbei. Es sind Übergangswohnungen für die Erdbebenopfer. Kleidung hängt vor den Eingängen zum trocknen. Auf den Dächern, der dicht an dicht gebauten, meist blauen oder gräulichen Baracken, blicken Satellitenantennen in Richtung des bewölkten Himmels. Entlang der Straße sind auch hier und da nur noch die Überreste einer solchen Barackensiedlungen zu erkennen. Die ehemaligen Bewohner sind, so hofft man, in bessere Wohnungen gezogen.

Während der Fahrt nach Bailu sieht man auch etliche neue Häuser und immer wieder zahlreiche Baustellen am Wegesrand. Auf den Straßen drängen sich mit Baumaterialien beladenen LKWs aneinander vorbei. Ab und zu fallen einem auch noch einige Ruinen auf und an manchen Häusern kann man große Risse in den Wänden erkennen.

Nach 90minutiger Fahrt auf der sich dahinschlängelnden Landstrasse erscheint dann Bailu. Der Arzt Zhu Muzhao hat sein Haus in der Ortschaft. Er sagt, nach dem Erdbeben habe er über drei Monate in einem Zelt gewohnt aus Angst vor weitern Erdstößen. Sein Haus trug glücklicherweise nur kleinere Schäden davon, die er auch mit Regierungshilfe nach einigen Monaten recht günstig sanieren konnte. Doch bevor sich Zhu Muzhao um seine eigenen Verluste kümmerte, half er zunächst hunderten von Erdbebenopfern, die es weit schwerer getroffen hatte als ihn selbst. Insgesamt wurden über 20.000 Erdbeben-Patienten in seinem Krankenhaus behandelt.

Die Narben, die das Beben hinterlassen hat, sind in Bailu noch deutlich zu sehen. Eine alte sino-französische Brücke steht nur noch zur Hälfte da. Über sie liefen sonst hunderte von Kindern hinüber ans andere Ufer, um zur Schule zur gehen. Doch die ehemalige Mittelschule ist nur noch eine geisterhafte Erscheinung. Neben den beiden Hauptgebäuden liegen die Trümmer kleiner Anbauten. Die zum Teil handbreiten Risse im Schulhaus sind nicht zu übersehen. Im Schulhof haben sich Schollen von Asphalt übereinander geschoben. Doch auch hier wird emsig gearbeitet. Einige Arbeiter schlagen den Zement von den Ziegelsteinen, um sie wieder als Baumaterial zu verwenden. Dabei ist die Schule inzwischen eine Art Ausflugsziel geworden, das viele Menschen aus dem Umkreis anzieht. Sie wollen von erster Hand die Auswirkungen des Erdbebens sehen.

Neben dem Leben der Menschen hat das Erdbeben vom 12. Mai 2008 auch die Tierwelt oft mehr als einen Schrecken eingejagt. Die Panda Zucht- und Forschungsstation in Sichuan hatte auch mit dem Beben zu kämpfen. Glücklicherweise kamen bei der Katastrophe keine Tiere ums Leben, doch manche Bären erlitten psychische Traumata. Im Giant Panda Breeding Research Center in Chengdu hatte neben einigen kleineren Problemen mit Gebäuden und Anlagen ein weit größeres Problem. Seit dem Beben leidet das Zentrum an chronischem Geldmangel. Denn nach der Katastrophe sind die Besucherzahlen des Pandaparks um fast 50 Prozent zurückgegangen. Eintrittsgelder, die vor und hinten fehlen, trotz Regierungssubventionen. Doch der Geldmangel scheint die Pandas nicht wirklich zu stören. Denn die extrem niedlichen schwarzen-weiß Pandas leben in einer Welt, in der scheinbar nur eines zählt: ausreichend Bambus. Bis zu 100 Kilogramm kann ein großer Panda davon verdrücken. Streift man durch den großzügig angelegten Pandapark von Chengdu, dann kann man auch viele der knapp 80 Bären an den Bambusstangen knabbern sehen. Bambus wird es wohl auch in den nächsten etwa 90 Jahren in Hülle und Fülle geben. Richtig knapp wird der Nachschub, nur wenn Bambus zu blühen anfängt und Pflanze stirbt. Dies geschieht allerdings nur einmal in einhundert Jahren. Doch dann gleich überall auf der Welt.

Michael Koliska

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China