Shehuo ist eine der ältesten volkstümlichen Festveranstaltungen, die oft in ländlichen Gegenden Chinas zu sehen ist. Dieses Jahrtausende alte volkstümliche Fest hat seine Wurzeln in Nordwestchina und zeigt auch heute noch seine große Lebenskraft.
An der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2008 haben 120 Darsteller die feierliche volkstümliche Zeremonie Shehuo auf die Bühne gebracht. Obwohl die Aufführung nur knappe drei Minuten dauerte, war das Publikum von ihrer Originalität sowie ihrem volkstümlichen Charakter sehr beeindruckt.
Der für die Aufführung an der olympischen Eröffnungsfeier verantwortliche Chefregisseur, Wang Hong, studiert schon seit den 1980er Jahren Sitten und Bräuche rund um das Shehuo-Fest. Er erklärt uns, was die Faszination Shehuo ausmacht:
"Shehuo ist eine uralte volkstümliche Zeremonie, welche die Beziehungen zwischen Mensch und Gottheiten symbolisch darstellt. Shehuo hat die Kraft, die Nation zusammenzuhalten."
Gong- und Trommeloper
Die uralte Opferzeremonie Shehuo entstammt der Verehrung des Erd- und des Feuergottes im Altertum. Durch die Opferzeremonie baten die Vorfahren der Chinesen um gutes Wetter, eine reiche Ernte und Frieden. Im Laufe der Zeit hat sich aus der Zeremonie eine darstellende Volkskunst entwickelt. Shehuo weist im Nordwesten Chinas eine große Vielfalt auf. Die Shehuo-Darbietung aus der Provinz Shaanxi wurde aufgrund ihrer langen Tradition, ihrer Vollständigkeit sowie ihrer großen Vielfalt sogar in die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Die Shehuo-Darbietung aus Shaanxi erfolgt in Form einer Oper. Sie besteht aus volkstümlichen Elementen wie dem Stelzentanz, dem Löwentanz sowie Gong- und Trommelstücken. Die Masken der Darsteller repräsentieren die verschiedenen Gottheiten und Geister.
Allein in seinem Bezirk gebe es knapp zehn verschiedene Formen von Shehuo, erklärt Wu Shuanghu, der Leiter des Kulturhauses des Chencang-Bezirks in der Stadt Baoji:
"Die Namen der einzelnen Shehuo-Darbietungen hängen unmittelbar von ihrem Inhalt ab. Bei der "Wagen-Shehuo" kommt beispielsweise ein Wagen zum Einsatz. Oder bei der "Blut-Shehuo" wird mit verschiedenen Requisiten eine blutige Opferzeremonie aus antiker Zeit zur Schau gestellt."
Stelzentanz
Die Shehuo-Darbietung in der Stadt Hancheng ist stark geprägt von der Gong- und Trommeloper. Die Einheimischen haben eine ganz besondere Vorliebe für Gong- und Trommelvorführungen. Zhang Xin, die stellvertretende Leiterin des Kulturhauses von Hancheng sagt, in ihrer Stadt habe die Gong- und Trommeloper ihre ursprüngliche zeremonielle Bedeutung allmählich verloren und sich in eine feierliche und fröhliche Darbietungsform verwandelt. Laut Zhang Xin hat die Stadtverwaltung Hancheng in den vergangenen Jahren eine Menge Geld in den Schutz der Gong- und Trommeloper investiert. Jedem Dorf werden gratis Instrumente und Kostüme zur Verfügung gestellt. Zudem werden die Teams aus den einzelnen Dörfern oft zu Vorführungen eingeladen, um die Gong- und Trommeloper der Stadt Hancheng einem breiten Publikum vorzustellen.
Wang Hong vom Gesangs- und Tanzensemble Shaanxi hat schon mehrere Male versucht, Ausländern diese uralte chinesische Volkskunst näherzubringen. Unter seiner Leitung reisten die aus Volkskünstlern bestehenden Teams zu Vorführungen nach Thailand, Großbritannien und Deutschland, wo ihre Auftritte sehr gut ankamen, wie uns Wang Hong erzählt:
"Unsere Aufführung in Berlin war sensationell. Am Ende war sogar das Make-up zu einem Teil unseres Aufführungsprogramms geworden. Zum Abschluss der Aufführung haben wir die Melodie von Beethovens "Ode an die Freude" auf dem traditionellen chinesischen Blasinstrument Suona gespielt. Das Publikum war zu Tränen gerührt."
Um das Weiterleben der Shehuo-Darbietungen sicherzustellen, fordert Wang Hong eine systematische akademische Erforschung dieses Themenbereichs sowie mehr Respekt gegenüber dieser alten Volkskunst.
Verfasst von: Lin Lu
Übersetzt von: Xiao Lan
Gesprochen von: Qiu Jing