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Der Mittelstufenlehrer Yan Lingjun
  2008-12-22 19:01:27  cri
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30 Jahre Reform und Öffnung haben die südchinesische Stadt Shenzhen von einem kleinen Fischerdorf auf den Weg zu einer modernen internationalen Metropole gebracht. Während sich die Wirtschaft dieser ersten chinesischen Sonderwirtschaftszone rasch entwickelt, muss jedoch auch das Kulturleben der Stadt aufholen. Darum bemühen sich viele Stadtbewohner wie der Mittelstufenlehrer Yan Lingjun.

Yan Lingjun ist Chinesisch-Lehrer für die Mittelstufe der Schule Yucai in Shenzhen. Soeben hörten wir einen Ausschnitt aus seiner "Lesestunde für Jugendliche", für die er die Lehrmaterialien selbst zusammengestellt hat. Er ist zugleich Gründer einer Literatur-Webseite namens "Chunyun".

Im Jahr 1990 kam Yan Lingjun von seiner Heimatprovinz Jiangxi in Ostchina in die wirtschaftlich entwickelte Stadt Shenzhen. Der Grund war ganz simpel.

"Ich kam einfach deswegen hierher, um mehr Geld für den Kauf von Büchern zu verdienen. Außerdem wollte ich in einer besseren Umgebung arbeiten."

Geld zu verdienen und Bücher zu kaufen ist in Shenzhen kein Problem. Das Ziel jedoch, Kinder durch Literatur zu erziehen, ist schon schwieriger zu erreichen.

"Die Stadt wurde damals ganz neu eröffnet. Viele Schulkinder träumten davon, später Firmenchefs zu werden. Auf Literatur und Kultur legte man nicht viel Wert. Literaturgruppen gab es unter den Schülern damals noch nicht. Manche Lehrer bemühten sich, den Kindern Bücher zum Lesen in der Freizeit zu empfehlen."

Yan Lingjun meint, es sei falsch, nur an das Geld zu denken. So kam er auf die Idee, Literaturgruppen unter den Schülern zu gründen. Damals expandierte die Stadt sehr schnell und es wurden ständig neue Schulen errichtet. Der Wunsch konnte nicht auf die Schnelle erfüllt werden. Aber Yan ist überzeugt, dass gute Literatur die Seelenwelt der Kinder gestalten kann. Daher hat er zehn Jahre aufgewendet, um seine Lesemateralien für Jugendliche zu erarbeiten.

"Kinder in der Pubertät sollen die Freude und das Glück des Heranwachsens empfinden. Aber unsere Schüler versinken jeden Tag in Hausaufgaben. Ich möchte den Schülern Luft geben, damit sie tiefer atmen können."

Die Schüler brauchen Raum, um ihr Wachstum empfinden zu können. Dazu Wang Wei:

"Unsere Eltern sind alle sehr beschäftigt. Sie haben oft keine Zeit, für uns Schüler zu kochen. Insofern hat man nicht viel Gelegenheit, sich mit den Eltern auszutauschen. Daher schreibe ich ab und zu. Allerdings heimlich, denn meine Eltern würden ja denken, dass das Schreiben das Lernen in der Schule beeinträchtigen könnte."

1998 ließ die Schülerin Yu Xiu aus der Mittelstufe der Schule Yucai mit Hilfe eines Lehrers ihren Romen "Zeit der Blumen und des Regens" veröffentlichen, der später verfilmt wurde. Von da an begann in Shenzhen beziehungsweise in ganz China eine Welle des literarischen Schaffens der Schüler.

In der Schule Yucai wurde außerdem der Literaturverband "Chunyun" gegründet. Viele Schülerinnen und Schüler machen sich als Schriftsteller einen Namen, wie Jiang Xue, Autorin des Romans "Küsse der Sonnenlichter". Doch mittlerweile spielt das Internet eine große Rolle für die Kinder.

Viele Schüler spielen nach der Schule Computerspiele, was die Leistungen in der Schule beeinträchtigt. Yan Lingjun beobachtet dies seit einiger Zeit und möchte nicht tatenlos zusehen.

"Computer und Internet können den Schülern genauso gut als Werkzeug fürs Lernen dienen. Wir möchten bei den Schülern das Interesse für das Schreiben unter Nutzung des Internets wecken. Die Kinder können sich auf Internet-Plattformen mit Lehrern austauschen und ihre Artikel bewerten lassen."

Um dies zu erreichen, musste Yan den Schulleiter erst einmal überreden.

"Ich habe fünf Berichte an unseren Schulleiter geschrieben. Das hat mich zwei Jahre gekostet. Ich habe ihm geschrieben, dass wir einerseits einen richtigen Literaturverband gründen und ihn per Internet betreiben wollen. Zum anderen wollte ich Materialien für eine 'Lesestunde für Jugendliche' zusammenstellen."

1999 wurden die „Lesestunde für Jugendliche" und die Webseite "Chunyun" offiziell eröffnet. Dazu erklärt uns Liu Genping, Leiter der Schule Yucai:

"Klassenräume sind nicht der einzige Kanal für die Schulerziehung. Insbesondere das Fach Literatur steht in enger Verbindung mit der Entwicklung unseres Zeitalters. Wir möchten damit nach einem neuen Weg für die Erziehung suchen. Wenn wir unsere Literatur-Webseite und unsere Lesestunde nicht hätten, könnten unsere Schülerautoren schwer hervortreten."

Wie stehen die Schüler dazu? Dazu noch einmal Wang Wei:

"Ich mag Literatur eigentlich. Daher habe ich mir die Lesestunden angehört. In den Lesestunden werden verschiedene Themen besprochen, die mich veranlassen, viel über die Literatur und das Leben nachzudenken."

Mittlerweile freuen sich die Schüler der Schule Yucai am meisten auf die Lesestunde für Jugendliche jeden Mittwochnachmittag. Am 22. November veranstaltete die "Chunyun"-Webseite das Erste Forum für Internet-Literatur für Schulen in Shenzhen. Über 3.000 Schülerinnen und Schüler aus ganz China nahmen an dem Internet-Literatur-Wettbewerb teil. Literatur gibt den Kindern einen anderen Blickwinkel, über die Gesellschaft nachzudenken und ihr Leben zu betrachten.

Übersetzt von: Qiu Jing

Gesprochen von: Chen Yan

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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