Unter den jetzigen olympischen Disziplinen ist Boxen die einzige Disziplin ohne Frauenbeteiligung. In den letzten Jahren hat sich das Frauenboxen stetig und schnell entwickelt. Schon lange träumen die Boxerinnen aus aller Welt, einst an Olympischen Spielen teilnehmen zu können. Wie weit sie noch von ihrem Traum entfernt sind, erfahren Sie in unserem Beitrag.
Vom 21. bis 29. November fanden in der ostchinesischen Stadt Ningbo die fünften Weltmeisterschaften im Frauenboxen statt. Über 200 Boxerinnen aus 43 Ländern und Regionen kämpften in 13 verschiedenen Gewichtsklassen um den Weltmeistertitel. Dabei boten sie den chinesischen Zuschauern spannende Kämpfe. Besonders erfreut über das ausgezeichnete Turnier war der Präsident des Internationalen Amateurboxverbands (AIBA) und zugleich Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Ching-Kuo Wu aus Taiwan. Ching-Kuo Wu hofft, dass die diesjährigen Weltmeisterschaften im Frauenboxen in Ningbo dazu beitragen werden, dass das Frauenboxen zu einer olympischen Sportart wird:
"Seit 2001 haben wir bisher fünf Frauenbox-Weltmeisterschaften veranstaltet. Wir sind nun dabei, die Unterstützung des Internationalen Olympischen Komitees zu gewinnen. Da die diesjährigen Weltmeisterschaften die bisher umfangreichsten waren, wollen wir den Verlauf und die Erfolge des Turniers gut zusammenfassen. Bei der Bewerbung um die Olympia-Zulassung des Frauenboxens sollen diese Punkte ausschlaggebend sein."
Nach den Olympischen Spielen in Beijing hat ein neuer olympischer Zyklus begonnen. Sowohl für die Boxerinnen aus aller Welt als auch für die AIBA stellten die diesjährigen Weltmeisterschaften ein wichtiges Fenster dar, dem Internationalen Olympischen Komitee das gegenwärtige Niveau und die Fortschritte im Frauenboxen zu zeigen. Daher haben die Weltmeisterschaften von Ningbo entscheidenden Einfluss auf die Frage, ob das Frauenboxen 2012 in London zum olympischen Veranstaltungskalender gehören wird oder nicht. Welche Faktoren berücksichtigen das Internationale Olympische Komitee bei seinem Entscheid hauptsächlich? Was könnte eine Zulassung des Frauenboxens bei Olympia verhindern? Chang Jianping, der Vorsitzende des Asiatischen Boxverbands, informiert uns über die kritischen Punkte:
"Zuerst geht es um das Niveau des Frauenboxens. Bei einem höheren Niveau würde auch das Interesse des Publikums zunehmen. Hinzu kommt die Frage der Sicherheit, insbesondere wenn Frauen boxen. Nicht zuletzt spielt aber auch die Unparteilichkeit eine ganz wichtige Rolle, wie zum Beispiel die Leistung des Schiedsrichters und die Organisation des Frauenboxens."
Internationale Boxexperten, welche die neuntägigen Weltmeisterschaften der Frauen in Ningbo verfolgt haben, gestanden dem Frauenboxen Fortschritte zu. Noch erfreulicher ist die Tatsache, dass an den diesjährigen Weltmeisterschaften keine Boxerin verletzt wurde. Dieser Umstand half, die Bedenken des IOC über die Gesundheit der Boxerinnen zu beseitigen. Die medizinische Abteilung der AIBA lege stets großen Wert auf die Gesundheit der Boxerinnen, erklärt Frau Joe Bowen, die Vorsitzende fürs Frauenboxen beim Internationalen Amateurboxverband AIBA. Um das Verletzungsrisiko auf ein absolutes Minimum zu senken, sei das Tragen eines Kopfschutzes und von Handschuhen Pflicht. Zudem habe man das Regelwerk entsprechend angepasst. Für Joe Bowen ist Boxen nicht gefährlicher als andere Sportarten:
"Ich bin auf keinen Fall der Meinung, dass Boxen eine gewaltsame Sportart ist. Boxen ist genauso sicher wie andere Sportarten. Betrachten Sie mal die Gesichter der Boxerinnen. Sie sind genau so schön wie die Gesichter anderer Mädchen, ohne jegliche Narben oder blaue Flecken."
Der häufigste Streitpunkt im Boxsport ist die Leistung der Unparteiischen. AIBA-Präsident Ching-Kuo Wu ist sich dieser Problematik bewusst. Bei seinem Amtsantritt habe er entsprechende Maßnahmen eingeleitet, um Parteilichkeit im Boxen zu verhindern.
Im Oktober 2009 wird das IOC in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen über die an den Olympischen Spielen in London vertretenen Sportarten abstimmen. Als IOC-Mitglied ist AIBA-Präsident Ching-Kuo Wu zuversichtlich über die Chance des Frauenboxens, in London olympisch zu werden.
Den Wunsch von Ching-Kuo Wu teilen natürlich auch alle jene Leute, die im Frauenboxen tätig sind. Hank Summer, der Trainer der kanadischen Boxerinnen an den diesjährigen Weltmeisterschaften in China, ist optimistisch, dass der olympische Traum der Boxerinnen in London in Erfüllung gehen wird:
"In Kanada gibt es einige hervorragende Boxerinnen. Wir alle sind fest davon überzeugt, dass wir an den Olympischen Spielen 2012 in London teilnehmen werden. Ich weiß auch, dass sich AIBA-Präsident Ching-Kuo Wu viel Mühe gegeben hat, was sich im Endeffekt auch auszahlen wird. Wir werden im Jahr 2012 in London dabei sein. Boxen ist die einzige olympische Disziplin ohne Frauenbeteiligung. An den vergangenen Weltmeisterschaften haben Boxerinnen aus 43 Ländern teilgenommen. Wenn das Frauenboxen olympisch wird, werden noch mehr Länder ihre Boxerinnen nach London schicken."
Bearbeitet von: Zhu Liwen
Übersetzt von: Zhu Liwen
Gesprochen von: Zhu Liwen