Das weltweit älteste Versteigerungshaus, Christie's nämlich aus Großbritannien, wird Ende September in Shanghai die erste Auktion in China veranstalten. Damit tritt Christie's offiziell auf den chinesischen Binnenmarkt.

Vor kurzem hatte Christie's auf seiner Webseite angekündigt, am 26. September in Shanghai die erste Auktion auf dem chinesischen Festland zu veranstalten. Dabei sollen 42 hochklassige Werke versteigert werden, darunter Juwelen aus Paris, Skulpturen und Gemälde bekannten Künstler sowie Spitzenweine aus dem französischen Bordeaux. Der Marktwert der angebotenen Artikel wird auf mehr als 16 Millionen US-Dollar geschätzt. Die Entscheidung Christie's für eine Versteigerung in Shanghai hat für große Aufmerksamkeit in China gesorgt. Wang Lin, ein Sammler, freut sich:

„Ich finde es sehr gut. Bei Christie's läuft alles sehr ordnungsgemäß ab, viel besser als bei chinesischen Versteigerungsbörsen. In dem Land sind oft Manipulationen hinter den Kulissen aufgetreten. So wurde etwa bei der Auktion eines falschen Werkes im Ausland auch ein falscher Preis angegeben, auch wenn das Werk ebenfalls geistiges Eigentum darstellt. In China wird allerdings ein wahrer Preis vorgelegt. Dazwischen gibt es einen großen Unterschied. Meiner Meinung nach waren die Auktionspreise von Christie's in Hongkong und Macao immer vernünftig. Damit wird Christie's bestimmt auch eine geordnete Entwicklung der chinesischen Versteigerungsbranche fördern."

Statistiken zufolge hat sich die Zahl chinesischer Kunden, die auf dem globalen Markt mit Christie's geschäftliche Verbindungen hatten, seit 2008 verdoppelt. Mit der wachsenden Beliebtheit von Sammlungen in der ganzen Gesellschaft ist China inzwischen zum zweitgrößten Versteigerungsmarkt weltweit geworden. Dies wird von zahlreichen bekannten internationalen Auktionshäusern mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, darunter eben auch Christie's.

Dazu sagt Xie Mu, Geschäftsführerin und Chefredakteurin der Kunst-Auktions-Webseite Yachang, tatsächlich habe Christie's den chinesischen Markt schon längst ins Visier genommen:

„Christie's hat sich lange darauf vorbereitet. Vorher hatte das Auktionshaus mit uns eine Markenkooperation gepflegt. Dies gilt als ein Signal dafür, dass das Auktionshaus tatsächlich auf den chinesischen Markt gehen will."

Im April 2013 war Christie's das erste ausländische Auktionshaus, das eine Lizenz für eigenständige Geschäfte auf dem chinesischen Festland erhalten hat. Damit kann Christie's eigenständig Versteigerungen in China vornehmen. Allerdings darf Christie's nur künstlerische Werke versteigern, eine Auktion von Kulturschätze ist streng verboten. Xie Mu erklärte, die Überlegenheit von Christie's auf Gebieten wie Porzellan, Kalligraphie und Gemälde aus China könne nicht völlig zur Geltung gebracht werden. Christie's könne aber als ein Top-Player auf dem Welt-Kunstmarkt die Auktionsbranche in China fördern.

„Moderne Auktionsverfahren können so von China eingeführt und genutzt werden. Zudem können auf diesem Wege Möglichkeiten für die Ausbildung von Fachkräften erschlossen und entsprechende Spezialisten in China herangebildet werden. Und nicht zuletzt können die Sammler hier in China viel davon lernen."

Anders als Christie's hat Konkurrent Sotheby's im vergangenen Jahr durch die Errichtung eines Joint-Ventures seine Lizenz für den chinesischen Binnenmarkt bekommen. Die erste Herbstsversteigerung in Beijing von der Sotheby's wird im Dezember stattfinden. Damit hat die Konkurrenz der beiden Auktionshäuser auch auf dem chinesischen Binnenmarkt begonnen.