In diesem Jahr feiern China und Japan den 40. Jahrestag der Normalisierung ihrer diplomatischen Beziehungen. Allerdings hat Japan die Freundschaft mit China durch ungeschickte Aktionen immer wieder aufs Äußerste strapaziert. In seinem "Weißbuch über die Landesverteidigung" hat Japan in den letzten Jahren China gleich mehrmals vorgeworfen, eine militärische Bedrohung aufzubauen. Neuerdings ist Japan bestrebt, die Richtlinien über die Verteidigungszusammenarbeit mit den USA zu revidieren. Seither ist es zwischen China und Japan immer wieder zu Unstimmigkeiten gekommen – vor allem über die Territorialansprüche im Ostchinesischen und Südchinesischen Meer sowie um die Diaoyu-Inseln.
In Bezug auf seine Beziehungen zu China hat sich Japan jedoch verkalkuliert. Die Regierung in Tokio hat fälschlicherweise angenommen, dass die Entwicklung von Chinas Wirtschaft durch die Einkommenskluft sowie die regionalen Unterschiede des Landes gebremst werden würde. Japans fehlende Kenntnis über die Geschichte Chinas sowie seine falsche Einschätzung über die globale Entwicklung sind in gewisser Hinsicht ein Anachronismus.
Mit dieser strategischen Kurzsichtigkeit wird sich Tokio nicht aus seiner politischen Isolation befreien können. Die Länder Asiens sind voneinander abhängig. Eine friedliche Zusammenarbeit von gegenseitigem Nutzen ist unabdingbar für die regionale Entwicklung. Japans offenkundige Absicht, seine Seeherrschaft zu verstärken, könnte das Land außenpolitisch weiter isolieren.
Asiens Einfluss als Wirtschaftsmacht hat seit dem Ende des Kalten Kriegs stetig zugenommen. Das Zentrum der Weltwirtschaft hat sich immer mehr nach Osten verschoben. Allerdings macht es ganz den Anschein, als ob Japan die regionalen Konflikte ganz gezielt verschärft, um die weitere Entwicklung Asiens zu stoppen und sich selber zu stärken. Mit dieser Strategie wird sich Tokio aber auf keinen Fall außenpolitische Freunde schaffen.