Am Sonntag äußerte sich auch Lindsey Graham, ein Mitglied des militärischen Ausschusses im US-Senat. Der Republikaner forderte Islamabad auf, sich entweder für die USA oder für Haqqani zu entscheiden, einen früheren Mujahedin-Kommandanten, dem Terrorismus vorgeworfen wird. Pakistan müsse seine Politik zur Unterstützung des Terrorismus sofort aufgeben, so Graham. Gleichzeitig drohte der republikanische Senator der Regierung in Islamabad damit, das von Washington vergangene Woche verabschiedete Hilfspaket an Pakistan in Höhe von einer Milliarde US-Dollar im Senat einer erneuten Abstimmung zu unterziehen.
Pakistans Ministerpräsident Yousuf Raza Gilani reagierte umgehend auf die Vorwürfe aus Washington. Die USA hätten Pakistans Beiträge im Kampf gegen den internationalen Terrorismus völlig verkannt. Es sei nicht die Pflicht seines Landes, so Raza Gilani, die Sicherheit der NATO-Truppen in Afghanistan zu gewährleisten.
Imran Khan, der Vorsitzende der pakistanischen Bewegung für Gerechtigkeit, wies die Kritik der USA als unbegründet zurück. Die Vorwürfe aus Washington sind laut Khan das Eingeständnis für die total fehlgeschlagene Anti-Terrorstrategie der USA.
Beim einem Treffen mit US-Militärvertreter James Mattis am Sonntag sagte Khalid Shameem Wynne, der Oberbefehlshaber der pakistanischen Armee, die Äußerungen aus Washington würden die bilateralen Beziehungen nur noch komplizierter machen.
In Islamabad und anderen pakistanischen Großstädten ist es nach der Verbalattacke aus Washington zu großen antiamerikanischen Protesten gekommen. Ein Großteil der pakistanischen Öffentlichkeit vertritt die Ansicht, dass Washington mit seinen jüngsten Äußerungen von der Krise im eigenen Land ablenken will.
Trotz dem gegenwärtig angespannten Verhältnis zwischen den USA und Pakistan ist davon auszugehen, dass die beiden Länder ihre Beziehungen aufrechterhalten werden. Denn beide Länder sind mehr denn je aufeinander angewiesen. Die USA brauchen eine proamerikanische Regierung in Islamabad für ihren Kampf gegen den Terror. Pakistan seinerseits ist nach der Wirtschaftskrise und dem Hochwasser im eigenen Land dringend auf amerikanische Hilfe angewiesen.
Eine zentrale Rolle für die zukünftigen Beziehungen zwischen den beiden Ländern spielt das pakistanische Militär. Seit der Ermordung von Osama Bin Laden im Mai dieses Jahres sind die pakistanischen Militärs zunehmend auf Distanz zu den USA gegangen. Pakistan hat seine gesamte militärische Zusammenarbeit mit den USA, inklusive dem Informationsaustausch, eingestellt, und 200 amerikanische Militärberater des Landes verwiesen. Überdies hat Islamabad bereits verkündet, in Zukunft keine Militärhilfe aus den USA mehr annehmen zu wollen. Ein Kurs, der Washington langfristig sicher nicht gefallen wird.