Die politischen Umstürze in Tunesien und Ägypten könnten eine Kettenreaktion in Nahen Osten auslösen, die sich negativ auf die Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika auswirkt.
Seit dem 13. Februar haben amerikanische Diplomaten alle Hände voll zu tun. So haben der Vorsitzende des amerikanischen Vereinigten Generalstabs, Mike Mullen, und der US-Vizeaußenminister für politische Angelegenheiten, William Burns, Jordanien und Israel besucht. Sie haben den amerikanischen Verbündeten ihre Unterstützung zugesichert. Zur gleichen Zeit hat der US-Vizepräsident Joe Biden mit Spitzenpolitikern aus Saudi-Arabien, Kuwait und dem Irak am Telefon über die Situation in Ägypten gesprochen. Die Außenministerin Hillary Clinton traf sich mit dem indischen Außenminister S. M. Krishna und dem griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou, um über die Förderung der Demokratie in Ägypten zu beraten.
Die größte Sorge der USA besteht darin, die Kontrolle über das Geschehen im Nahen Osten nicht zu verlieren. Nach dem Rücktritt von Hosni Mubarak muss die USA sowohl die Stabilität in Ägypten wahren als auch den demokratischen Übergang überwachen und die Machtsübergabe an eine zivile Regierung sicherstellen. Ägypten gilt als der wichtigste Alliierte der USA in der Region und der größte Profiteuer seiner Hilfe. Bei den Verhandlungen zwischen Israel und Palästina, bei der Anti-Terror-Kampagne und der Irak-Politik der Vereinigten Staaten war das Land ein unersetzlicher Helfer.
Es liegt im Interesse der USA, eine Ausbreitung des Chaos in Ägypten zu vermeiden. Amerikanische Experten warnen immer wieder davor, extremistische und anti-amerikanische Kräfte könnten von der instabilen Lage profitieren.
Darüber hinaus stammen zahlreiche Informationen beim amerikanischen Anti-Terror-Kampf von den Alliierten Ägypten, Jordanien oder Saudi-Arabien. Die USA befürchten, ein Regimeumsturz in diesen Staaten würde sich negativ auf ihre Sicherheitslage auswirken.
Nach Ausbruch der Unruhen in Ägypten haben die Alliierten wie Israel und Jordanien wiederholt von den USA die Unterstützung für Mubarak gefordert. Also, wenn der Chaos im Nahen Osten weiter andauern würde, könnte es ebenfalls zu schwereren Widersprüchen zwischen den USA und ihren Alliierten, vor allem Israel, kommen. Sie würden die Politik der USA in der Region kaum oder gar nicht unterstützen und das amerikanische Vorgehen in der Region erheblich erschweren.