Feng Jinyuan, Religionswissenschaftler an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften, befasst sich seit etwa 30 Jahren mit dem Thema Religion in China. Er bestätigt, dass die Glaubensfreiheit der Bürger von der Verfassung geschützt wird. Zudem würden in China spezielle gesetzliche Regelungen zur Garantierung der Glaubensfreiheit von Angehörigen nationaler Minderheiten gelten:
"Der Schutz der Glaubensfreiheit von Angehörigen nationaler Minderheiten ist in dem "Gesetz der Volksrepublik China über die regionale Autonomie der Nationalitäten" festgelegt. Darin heißt es, dass die Glaubensfreiheit der Bürger aller Nationalitäten von den Autonomiebehörden der autonomen Regionen geschützt wird. Ein typisches Beispiel ist, dass der Lamaismus in Tibet respektiert und geschützt wird. Dazu gibt es noch mehrere andere Beispiele."
Tibet ist ein chinesisches autonomes Gebiet, und die Tibeter sind größtenteils Anhänger des Lamaismus. Um die traditionelle Kultur und Religion Tibets zu schützen, stellt die chinesische Regierung jährlich eine große Summe an Finanzmitteln bereit, mit denen beispielsweise alte Bauten wie der Potala-Palast und das Jokhang-Kloster renoviert beziehungsweise instand gehalten werden. Zudem sind mehrere klassische Werke des Lamaismus in tibetischer Sprache veröffentlicht worden. Der stellvertretende Vorsitzende des Ständigen Ausschusses des Volkskongresses des chinesischen Autonomen Gebiets Tibet, der lebende Buddha der Gegyu-Sekte des Lamaismus Shinza Tenzin Choeta, hat vor kurzem vor Medienvertretern in den USA gesagt, die Tibeter in China könnten umfassende Glaubensfreiheit genießen:
"In Tibet gibt es insgesamt mehr als 1.700 Klöster. Durchschnittlich kommen so 1.600 Menschen auf ein Kloster. In den Klöstern leben mehr als 46.000 Mönche und Nonnen."
Neben dem Lamaismus ist in China auch der Islam verbreitet. Die Zahl der Muslime beträgt etwa 22 Millionen. Angehörige von zehn der insgesamt 56 Nationalitäten in China sind Muslime. Im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang, wo vermehrt Muslime leben, gibt es mehr als 24.000 Moscheen, das entspricht etwa eine Moschee pro 400 Einwohner. Damit sind die Zahl und die Dichte der Moscheen in Xinjiang deutlich größer als in vielen rein islamisch geprägten Staaten.
Chen Guangyuan, Vorsitzender der Chinesischen Islamischen Vereinigung, sagte dazu, als Imam freue er sich über die Entwicklung des Religionswesens in China:
"Ich fungiere seit 50 Jahren als Imam. Meine Erlebnisse in diesen 50 Jahren zeigen, dass die Nationalitäten- und Religionspolitik in China völlig richtig ist. Besonders in den 30 Jahren seit der Reform und Öffnung wurden die Arbeiten in verschiedenen Aspekten immer besser. Ich bin damit sehr zufrieden."
Im April dieses Jahres hat die chinesische Regierung erstmals das "Staatliche Aktionsprogramm über die Menschenrechte von 2009 bis 2010" erlassen. Demnach sollen Kultur und Religion der Angehörigen der nationalen Minderheiten in China kontinuierlich gestärkt und geschützt werden.