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Tibet damals und heute - Augenzeugen berichten
  2009-03-26 11:04:44  cri
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Chen Zonglie war vor seiner Pension ein erfahrener Fotograf. Vor mehr als 50 Jahren arbeitete er bei einer tibetischen Tageszeitung. Auf einer Dienstreise in den gebirgigen Süden Tibets traf Chen einen Leibeigenen namens Tsering. Auf Tibetisch bedeute sein Name Langlebigkeit. Im alten Tibet sei sein Name geradezu lebensgefährlich gewesen, erklärte der Leibeigene dem verdutzten Fotografen. Hören wir nun Chen Zonglies Erlebnis. Er erzählt uns die tragische Geschichte des Leibeigenen Tsering. Eines Tages war der Feudalherr von Tsering betrunken. In seiner Betrunkenheit sagte er zu Tsering: "Wollen wir doch mal sehen, ob du wirklich so langlebig bist, wie dein Name verspricht." Was sich danach abgespielt hat, erklärt uns Chen Zonglie gleich selbst:

"Dem Feudalherrn machte es Spaß, Tsering zu quälen und Witze über dessen Leben zu machen. Einmal wurde Tsering von seinem Herrn aufgefordert, seine Arme auszustrecken, um seine Treffsicherheit mit dem Gewehr zu testen."

Tsering hatte damals zwar große Angst, wagte aber nicht, dem Befehl seines Herrn zu widersprechen. Durch einen Schuss seines betrunkenen Herrn verlor Tsering schließlich seinen rechten Arm für immer.

Tenzin Lhundrup, der stellvertretende Leiter der Abteilung für Gesellschaft und Wirtschaft des Chinesischen Tibetologischen Forschungszentrums, erklärt uns die Charakteristika des politischen Systems im alten Tibet:

"Das alttibetische System war eine Einheit von Politik und Religion. Das heißt, Generationen von Adligen und Geistlichen übten in Tibet die politische Macht aus. Über 95 Prozent der Tibeter hatten weder das Recht noch die Möglichkeit, ihre soziale Stellung zu ändern. Sie hatten auch kein Recht, sich am politischen Leben zu beteiligen. Warum nicht? Einfach, weil sie zur Gruppe der Leibeigenen gehörten."

Das alte Tibet war eine streng hierarchisch gegliederte Gesellschaft. Wurde ein Mitglied der Herrscherklasse umgebracht, erhielten seine Angehörigen eine Summe Gold, die dem Rang des Ermordeten entsprach. Ganz anders verhielt es sich, wenn ein Leibeigener umgebracht wurde. Dazu sagt uns die stellvertretende Vorsitzende des früheren Allchinesischen Frauenverbandes, Pasang:

"Wurde jemand getötet, der in der sozialen Hierarchie ganz unten war, erhielten die Angehörigen nur ein Strohseil. Genau gesagt wurden die Leichen der getöteten Leibeigenen zur sogenannten Himmelsbestattung gebracht. Das heißt, die Leichen wurden mit Strohseilen gefesselt. So verlangte es die gesetzlich festgeschriebene Hierarchie im alten Tibet."

Im März 1959 regierte in Tibet das Chaos. Nachdem das Gerücht, „die Han-Chinesen wollen den Dalai Lama verschleppen", die Runde machte, waren die bewaffneten tibetischen Lamas und die Bevölkerung so aufgebracht, dass sie die Beamten des damaligen Vorbereitungskomitees des Autonomen Gebiets Tibet erschossen. Am 16. März 1959 flohen der Dalai Lama und seine Anhänger mit ausländischer Hilfe aus Lhasa.

Einige Tage später gelang es der chinesischen Volksbefreiungsarmee, die Unruhen in Tibet erfolgreich niederzuschlagen. Am 28. März 1959 erklärte der damalige chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai die feudalistische Herrschaft über Tibet für beendet und die Leibeigenschaft für abgeschafft.

Die Bäuerin Gesang aus dem Kreis Maizhokunggar sah mit eigenen Augen, wie zahlreiche Tibeter nach ihrer Befreiung auf den Straßen feierten. Gesang selbst freute sich nicht nur über das Wiedersehen mit ihren Familienangehörigen, die bei verschiedenen Feudalherren arbeiten mussten, sondern auch über den Einzug in ihre neue Wohnung, die von der chinesischen Zentralregierung extra für sie gebaut worden war. Mit der Befreiung von der Leibeigenschaft begann für die Bäuerin Gesang ein glückliches Leben:

"Ich konnte es anfänglich gar nicht glauben, dass die Bodenurkunde von meinem Feudalherrn verbrannt wurde. Ich freute mich unwahrscheinlich darüber. Dem Vorsitzenden Mao und der Kommunistischen Partei sei Dank. Von da an musste ich weder für meinen Feudalherrn arbeiten noch Wucherzinsen bezahlen. Seit der Befreiung von der Leibeigenschaft führe ich ein glückliches Leben. Daher konnte ich damals meine Tränen nicht zurückhalten."

Nach der Befreiung erhielten die ehemals recht- und besitzlosen tibetischen Bauern ihre eigenen Bodenurkunden. Der Ackerboden, das Vieh und die Arbeitsgeräte der Feudalherren wurden gleichmäßig an die Bauern verteilt. Im September 1961 fanden schließlich die ersten demokratischen Wahlen in Tibet statt. Zum ersten Mal in der Geschichte Tibets verfügten die ehemaligen Leibeigenen über eigene politische Rechte. Vier Jahre später, im Jahr 1965, nahm die erste Volksregierung des Autonomen Gebiets Tibet ihre Arbeit auf. Viele ehemalige Leibeigene wurden in die neue Regierung gewählt. Die demokratische Reform machte die einst recht- und besitzlosen Leibeigenen zum Herrn über Tibet.

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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