Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) ist in den Augen der Deutschen eine alte und geheimnisvolle orientalische Heilkunde. In den folgenden Minuten wollen wir Ihnen Anton Staudinger, den Generaldirektor der TCM-Klinik Kötzting, vorstellen. Staudinger lernte China durch die TCM erst richtig kennen und macht immer mehr Deutsche mit der TCM vertraut.
"Staudinger, ja, Herr Direktor, grüße Sie! Ja, die Kooperation mit der Klinik dieses Jahr war sehr gut."
Als unser Reporter Anton Staudingers Büro betritt, telefoniert dieser gerade mit der lokalen Krankenkasse. Die TCM-Klinik Kötzting ist die erste und einzige TCM-Klinik in Deutschland, deren Kosten von der Krankenkasse übernommen werden. Die Anerkennung von den Krankenkassen zu erhalten, war für die TCM-Klinik Kötzting alles andere als leicht. Mittlerweile aber läuft die Klinik sehr gut, wie uns Anton Staudinger erzählt:
"Wir haben seit 17 Jahren einen Versorgungsvertrag mit allen gesetzlichen Krankenkassen. Pro Patient kriegen wir von den gesetzlichen Krankenversicherungen zirka 140 Euro. Bei 76 Betten, 140 Euro pro Tag, 365 Tagen im Jahr, kommt da schon eine ganz schöne Summe zusammen."
Zwar spielt die traditionelle chinesische Medizin in Deutschland noch immer eine untergeordnete Rolle, die TCM-Klinik Kötzting, die Akupunktur, chinesische Heilkräuter, Massagen sowie eine Qigong-Therapie anbietet, hat aber mit einer Heilungsquote von über 60 Prozent viele deutsche Krankenassen überzeugt. Die wunderbare Heilwirkung der chinesischen Medizin hat den Vater von Anton Staudinger dazu bewogen, eine TCM-Klinik in Deutschland zu eröffnen. Anton Staudinger erinnert sich:
"Mein Vater war damals auch schwer herzkrank. Er wurde in China behandelt. Da die Behandlung bei ihm sehr erfolgreich war, meinte er, dass es ganz gut wäre, wenn die chinesische Medizin auch den Europäern zugänglich gemacht würde."
Anton Staudinger senior unterzeichnete nach seiner erfolgreichen Behandlung einen Kooperationsvertrag mit der Beijinger TCM-Hochschule, die dem staatlichen chinesischen Amt für traditionelle chinesische Medizin und Heilmittel untersteht. Zwei Jahre später wurde Deutschlands erste TCM-Klinik mit einer Investition in der Höhe von 15 Millionen Deutsche Mark ins Leben gerufen. Als Gründer eines Familienunternehmens in den Bereichen Immobilien, Medizin, Tourismus und Architektur habe sein Vater die Chinesen schon immer für zuverlässige Geschäftspartner gehalten, sagt Staudinger junior.
Anton Staudinger betrachtet das gegenseitige Vertrauen und Verständnis zwischen den deutschen und chinesischen Ärzten als Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Betrieb der Klinik. Für die fachliche Qualifikation der chinesischen Ärzte hat er nur lobende Worte:
"Wir können uns darauf verlassen, daß wir aus China entsprechend qualifizierte Ärzte und Mitarbeiter bekommen. Bis jetzt hat es keinerlei Probleme bezüglich der Kompetenz unserer chinesischen Kollegen gegeben."
Die chinesischen Ärzte, die hier in der Klinik arbeiten, übernehmen gleichzeitig die Rolle des Therapeuten, Lehrers und Forschers. Ihnen ist es ausnahmsweise erlaubt, dem deutschen Ärzteverein beizutreten. Die chinesischen Ärzte erfüllen die Patienten nicht nur mit Hoffnung auf Heilung, sondern vermitteln ihnen auch die chinesische Kultur. Die TCM-Klinik habe schon bei so manchen Patienten das Interesse an China geweckt, sagt Anton Staudinger:
"Mit Sicherheit hat natürlich die Klinik hier dazu beigetragen, daß China in den Augen und Ohren der deutschen Bevölkerung mehr Eingang gefunden hat. Wir stellen fest, daß das Interesse der Patienten an der chinesischen Kultur während ihres Aufenthalts steigt. Wenn sie sowieso schon hier sind und chinesische Medizin bekommen, dann interessieren sich die Patienten natürlich auch für das Leben der Menschen in China. Sie fragen sich, wie leben denn die Leute in China, was machen die denn, wie sind denn die kulturellen Verhältnisse dort?"
Als Kind habe er sich sehr für fremde Länder interessiert, die sein Vater bereist habe, sagt Anton Staudinger. Seine China-Tätigkeit habe das Interesse seiner Tochter an China geweckt, genau wie es bereits in seinem Fall gewesen sei:
"Meine Tochter hat vor kurzem geäußert, nachdem ich sie gefragt habe, ob sie denn gern Chinesisch lernen würde, sie würde das toll finden! Da sie später auch mit ihrem Vater zusammenarbeiten oder irgendetwas im Zusammenhang mit China tun möchte, sagte sie, wäre es ganz gut, wenn sie die chinesische Sprache beherrschen würde."
Anton Staudinger lernt Chinesisch, isst gerne chinesisches Essen und trägt manchmal sogar chinesische Kleider. Wenn immer er krank sei, trinke er zunächst chinesischen Arzneimittelsud und lasse sich danach akupunktieren, erzählt er. Sein Leben sei zunehmend enger mit China verbunden.
Als Generaldirektor der TCM-Klinik Kötzting pendelt Anton Staudinger oft zwischen Deutschland und China. Neben geschäftlichen Tätigkeiten hat er schon mehrmals als Tourist chinesische Großstädte wie Beijing und Xi'an besucht. Er ist ein Augenzeuge der rasanten Entwicklung Chinas. Die neuen Veränderungen in China würden ihn jedes Mal wieder aufs Neue faszinieren:
"Man braucht es ja bloß anhand der ganzen Infrastruktur zu sehen, sei es an Gebäuden, Straßen und so weiter. Als ich das erste Mal in Peking war, habe ich am frühen Morgen mehr Fahrräder gesehen als Autos. Inzwischen gibt es sechs- und siebenspurige Autobahnen durch die Stadt. Früher konnte man am Freitag problemlos mit dem Auto durch Peking hindurch fahren. Jetzt herrscht ein Verkehrschaos wie in allen anderen großen Metropolen auch. In der Stadt ist zudem alles geschäftiger geworden. Die Leute haben nun weniger Zeit als früher. Immer mehr Hutongs müssen Hochhäusern weichen. Man sieht, wie sich Peking immer mehr zu einer Weltmetropole wandelt."
Es war die traditionelle chinesische Medizin, die das Interesse der Familie Staudinger an China geweckt hat. Staudinger senior hat die TCM schließlich nach Kötzting gebracht. Die Stadt Kötzting, so Bürgermeister Wolfgang Ludwig, wäre heutzutage ohne TCM-Klinik unvorstellbar.
Text: Yan Wei Übersetzerin: Xiao Lan Sprecher: Lu Ming